Das belastete Erbe. Warum sich die Linke kaum von ihrem Israelhass lösen kann
Warum gibt es in der Linken überhaupt Antisemitismus und Israelhass? Bei der deutschen Linken wird beides oft mit unbewussten Schuldgefühlen erklärt, die die Nachkommen der Nazi-Täter·innen wegen der Shoah abwehren. Der missglückte Sprengstoffanschlag der Tuparamos Westberlin auf die Jüdische Gemeinde im November 1969 zeigt den Zusammenhang sehr deutlich. Hinzu kommen für die Geschichte der radikalen Linken weitere Motive wie ein linker Nationalismus, der alle „nationalen Befreiungsbewegungen“ unterstützt – nur den Zionismus nicht – oder ein personifizierter, fetischisierter „Antikapitalismus“, der einhergeht mit bestimmten Vorstellungen von „den Juden“. Dieses belastete Erbe prägt auch die Reaktionen auf den 7. Oktober 2023.
Mit: Dr. Olaf Kistenmacher, Historiker & Journalist und seit 20 Jahren in der Bildungsarbeit aktiv.
Antifa Against Antisemitism – Bildungstag im AZ Conni
Der 7. Oktober 2023 stellt eine Zäsur dar. Das verheerendste antisemitische Pogrom seit 1945 brachte viel Leid über die Opfer des Terrorangriffs, deren Familien und Freund*innen sowie dem weltweit einzigen Schutzraum jüdischen Lebens, dem Staat Israel. Vergessen werden oftmals die nicihtjüdischen Toten und Entführten. Dieser Angriff galt allem jüdischen Leben und wird von vielen Seiten bis heute fortgeführt.
Eine Zäsur ist dieser Tag auch für die (radikale) Linke, weltweit. Schon am Tag des Pogroms selbst gab es in vielen Ländern Solidarität mit denen, die alles jüdische Leben vernichten wollen. Auch hierzulande kommt es kontinuierlich zu Solidaritätsbekundungen mit den als Widerstands- und Freiheitskämpfern glorifizierten Menschenfeinden.
Während die Feinde jüdischen Lebens allenthalben laut und öffentlichkeitswirksam auftreten, haben es die emanzipatorische Linke, auch wir, versäumt sich entschieden und wahrnehmbar gegen Antisemitismus, auch in den eigenen Reihen, zu artikulieren.
Wir laden euch deshalb zu einem gemeinsamen Austausch ein.
Der Bildungstag ist eine Veranstaltung des Ostra e. V. in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen und wird unterstützt vom AZ Conni. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.