Das Selbstverständnis wurde 2012 zum 1. Neustadt Art Festival verfasst und seitdem hat es sich nicht geändert. Dieser Text wurde lediglich redaktionell auf den aktuellen Stand gebracht.
Kultur ist am vergnüglichsten, wenn wir sie selber machen. Denn was ist ein Festival, das wir nur konsumieren gegen ein Wochenende, an dem wir gemeinsam kreativ werden und alle Besuchenden Teil einer Idee werden.
Den Auftakt zur Idee unseres spätsommerlichen Kulturfestivals machte eine Gruppe von Menschen, die auf einer Wiese nahe der Prießnitz saß und sich darüber klar wurden, dass diese Wiese, aber auch andere Plätze der Umgebung, in naher Zukunft vielleicht nicht mehr Teil einer freien gemeinsam gestaltbaren Fläche sein würden. Wir müssten sie nutzen und gemeinsam sichtbar und verfügbar machen, bekannten alle übereinstimmend. Am letzten Septemberwochenende 2012 konnte nach nur knapp drei Monaten das 1. Neustadt Art Festival stattfinden. Mehr als 2000 Besuchende sahen die Arbeit von etwa hundert Kunst- und Kulturschaffenden entlang der Prießnitz. Dank großartiger Unterstützung und Spenden gelang ein vielfältiges Programm, dass sich in die Flusslandschaft einfügte und die Verbindung von Kultur und Natur suchte. Der Erfolg hat uns bestärkt, wir wollen weiter machen und dabei an unseren selbstgesteckten Prinzipien festhalten:
Gegen Hass – um die Vielfalt in Kunst und Kultur zu ermöglichen und eine Entfaltung nachbarschaftlichen Engagements zu fördern, dulden wir bei unserem Festival keine Ideen von Rassismus, Sexismus, Homophobie, Ableismus, Transphobie und anderen Diskriminierungsformen. Eine Zurschaustellung oder Äußerung von rechten oder diskiminierenden Symbolen oder Aussagen führen zum Ausschluss vom Festival.
Profitlosigkeit – es geht uns nicht darum, Geld zu verdienen. Zwar benötigen auch wir einen finanziellen Rahmen, um Projekte zu verwirklichen, aber wir wollen garantieren, dass alle die Möglichkeit haben, sich unabhängig von ihren finanziellen Mitteln zu beteiligen und das Festival zu besuchen. Wir möchten Menschen die Chance geben, ihre Kunst einem Publikum zu präsentieren und dabei die Vielfältigkeit aufzeigen, die entsteht, wenn wir uns zusammen finden, vernetzen, ein nachbarschaftliches Engagement anregen und nicht nur das Publikum unterhalten, sondern in das Festival mit einbeziehen. Denn was wäre unser Viertel ohne die unterschiedlichen Menschen, die es gestalten. Überschüsse verstehen wir als Spenden an die Akteure. Sie werden konsequent in die weitere Arbeit investiert.
Nachhaltigkeit – wir wollen Müll vermeiden, wir setzten auf ökologische Produkte, wir verzichten auf Bratwurstbuden und Schlemmermeilen. Die Kunst steht im Vordergrund. Das Festival soll Menschen, Initiativen und Vereinen die Möglichkeit geben, sich zu vernetzen, neue Kontakte aufzubauen und Projekte zu entwickeln, die über das Jahr stattfinden können. Politische Diskussionen und Workshops sind für uns deshalb ein wesentlicher Teil eines Kulturfestivals.
Dezentralität – wir sind ein Netzwerk von Initiativen und Vereinen. Es gibt keinen zentralen Veranstalter. Stattdessen wollen wir einen Rahmen schaffen, durch den sich die unterschiedlichen Initiativen und Vereine nach ihren eigenen Vorstellungen an einem Ort auf dem Festival einbringen können. Das fördert Vielfältigkeit und reduziert Schranken, die sich in unterschiedlichen Vorstellungen immer ausdrücken.
Wir möchten dabei die unverwechselbare Kulturlandschaft auf besondere Weise mit den Menschen verbinden, gemeinsam Projekte gestalten und entstehen lassen, städtische Freiräume aufzeigen, nutzen und vielleicht einen Teil zur dauerhaften Sicherung dieser Räume und Orte für die Allgemeinheit beitragen.
Gemeinsam wollen wir für ein Wochenende Kultur entstehen lassen und laden alle ein, sich auszuruhen, zu tanzen und zu staunen, mitzugestalten, zu diskutieren und zu demonstrieren, dass wir Freiräume dringend benötigen, um uns auszuleben und unser Leben zu gestalten.